20.12.21
Teelichter selber machen! Zwei tolle Berichte von einem lieben Kunden
Wir starten mit dem ersten Bericht:
Vorbereitungen treffen Wachs zum Schmelzen aufsetzen
immer wieder beobachten, nicht überhitzen (Brandgefahr!)
Dochte herrichten (Längen kennzeichnen, in flüssiges Wachs einlegen, geraderichten, schneiden) Ggf. auf Laufrichtung achten (bei Runddochten)
Dochte in Füßchen einsetzen: von der Unterseite her einführen und mit Seitenschneider vorsichtig festklemmen; mit Gefühl vorgehen, nicht zu kurz und nicht zu lang - und vor Allem NICHT abzwicken! Leere Teelichthülsen bereitstellen
- Gießen/ Schritt 1
Teelichthülsen aufstellen, mit geeignetem Schöpfer (z. B. Teelichthülse mit Schnäuzchen + Klemm-Pinzette) flüssiges Wachs zu etwa 3/4 der Hülsenhöhe einfüllen. Dochtfüßchen mit Dochten in die gefüllten Teelichthülsen einsetzen und mit gelochten Hölzchen nach der Mitte ausrichten Erkalten lassen, währenddessen neues Wachs zum Schmelzen aufsetzen Nicht vergessen: immer wieder beobachten, nicht überhitzen (Brandgefahr!)
- Gießen/ Schritt 2
Wenn die erste Lage Wachs erkaltet ist, die gelochten Richt-Hölzchen von den Dochten abnehmen, falls nötig, von eventuellen Wachsresten säubern, für den nächsten Einsatz Die Dochte, falls nötig, gerade ausrichten Restliches Wachs aufgießen, dabei etwa 1 mm überstehen lassen, dann gibt es später eine schöne Oberfläche. Erkalten lassen.
- Nacharbeiten
Dochte, falls nötig, zuschneiden, Teelichthülsen, falls nötig, säubern - fertig!
Teelichter in vorhandene Kerzen einsetzen
Teelichter in vorhandene Kerzen einzusetzen, klingt vielleicht zunächst etwas skurril, da es doch genug fertige Teelichthalter in allen Schattierungen gibt. Dennoch hat man manchmal Kerzen, die man zwar gerne anzünden, aber, aus welchen Gründen auch immer, nur sehr ungern “herunterbrennen“ würde.
Mit einem 35 mm-Topfbohrer vorsichtig eine kreisrunde Vertiefung von etwa 20 mm Durchmesser in die Kerzenkrone bohren. Ein paar Teelöffel Elektrikergips (= schnellhärtend) ziemlich flüssig anrühren und die Vertiefung etwa zu 1/3 damit auffüllen. Anschließend zügig eine Teelichthülse einsetzen, die etwa 1 mm größer im Durchmesser ist als gängige Teelichter, damit sie später problemlos passt und sich ebenso einfach austauschen lässt.
Die "Leer-Hülse" etwa 1 mm tiefer als den oberen Kerzenrand einsetzen, dabei auf möglichst "schlüssige, allseitige Umfassung" mit der Gipsmasse achten. Diese Isolierschicht ist wichtig, da das verflüssigte Wachs in den später eingesetzten Teelichtern sonst die "Mutter-Kerze" zum Schmelzen bringen kann - und die wird dann gerne krumm und schief ;-) Evtl. überlaufenden Gips einfach antrocknen lassen und später mit einem Hölzchen oder dem Fingernagel entfernen, ohne die Kerze oder die Teelichthülse zu beschädigen.
Es gibt im Handel zahlreiche verschiedene Teelicht-Formate, da muss man notfalls ein wenig herumsuchen. Kennzeichnen nicht vergessen - die Unterschiede sind optisch häufig kaum wahrnehmbar, und nichts ist ärgerlicher, als wenn es am Ende nicht passt, weil man versehentlich eine zu große Hülle zum Gießen verwendet hat - die passt dann natürlich nicht in die Kerze. Nach dem Austrocknen mit Acryl- oder Wachsfarben an die Kerze angleichen - fertig.
Nun kommt Bericht Nummer 2, mit dem alles begann!
Da möchte ich die nette Kommunikation zwischen uns, als Testbericht weitergeben! Die Frage ist, welcher Docht und Dochtart (Flachdocht, Bienenwachsdocht, Runddocht) ist die Beste für das Teelicht?
Bestellt wurde der Flachdocht 3x9 (FDK-09), daraufhin bekam ich diese Nachricht:
Kunde: Ich hatte den Docht für selbstgegossene Teelichter aus Wachsresten vorgesehen. Solange es reicht, verwende ich dafür immer die Dochtreste von abgebrannten Christbaumkerzen, die brennen in der Regel ganz wunderbar. Mit nachgekauften Dochten habe ich allerdings einfach kein Glück - so auch dieses Mal wieder. Die Teelichter brennen prima an, aber sobald etwas mehr Wachs flüssig wird, 'säuft' der Docht regelrecht ab, und es bleibt nur noch ein ärgerliches Mini-Flämmchen, etwa so:" Das sollte jetzt passen!"
Nach einigem Suchen auf Kerzenliebhaber-Seiten wird als mögliche Ursache für das Schwächeln des Dochtes häufig zu dünnes oder zu eng geflochtenes Material angegeben.
Nichts gegen den gelieferten Docht - er ist sicher sehr gut, aber für diesen Zweck offensichtlich nicht geeignet. Was würden Sie mir raten?
Ich habe dann die gewachsten Runddocht mit Fuß empfohlen.
Kunde: Ich habe Ihren Docht inzwischen mal mit reinen Weißwachs-Resten getestet - da brennt er ganz hervorragend, wirklich sehr schön. Anscheinend liegt es an den Farb-Pigmenten, dass er nicht richtig zieht.
Ich werde noch zwei Versuche mit 3er oder 4er Runddochten machen, wobei mir Flachdochte eigentlich lieber sind, weil man die Laufrichtung nicht beachten muss und sie daher viel unkomplizierter in der Verarbeitung sind. Dochte mit Fuß sind zwar praktisch, aber auch extrem unwirtschaftlich.
Sie sind mit 0,19 pro Stück angegeben - ein komplettes Teelicht kostet je nach Bezugsquelle zwischen 0,03 und 0,10. Außerdem bin ich ein ausgesprochener Wiederverwertungs-Fan, so kam ich ja überhaupt erst auf die Idee, all die Wachsreste wiederzuverwenden. Also verwende ich die Hülsen und die Füßchen natürlich auch immer wieder, und da wären Komplett-Dochte genau das Gegenteil von dem, was ich damit eigentlich bezwecke ;-).
'Wirtschaftlich' ist das alles ohnehin hinten und vorne nicht, wenn man die Arbeitszeit und den Energieaufwand betrachtet. Aber was tut man halt nicht alles...!
Ich: Toll, dass Sie so denken und handeln! Ich habe gesehen, Sie haben jetzt doch Runddochte bestellt. Ich lege Ihnen mal zur Probe noch den Bienenwachs-Runddocht 3 bei, dieser wird gerne und viel für die Teelichter verwendet, auch wenn man Teelichter nicht mit Bienenwachs gießt.
Kunde: Dachte ich mir's doch gleich, dass Sie eine Besondere sind, und nicht 'nur' eine Kerzen- und Seifen-Shop-Betreiberin :-)).
Vielen Dank für die Dochtprobe - ich werde Ihnen sofort Nachricht geben, welcher der drei Dochte mit meinen widerspenstigen Wachs-Mixturen am Besten zurechtkommt. Seltsamerweise gehen die Rest-Dochte von den abgebrannten Christbaumkerzen mit großem Abstand immer am Besten. Es freut mich sehr, dass Sie meine Teelichtverwertung so anerkennen und nicht für sinnloses und unwirtschaftliches Gefummel halten.
Meine Frau hat noch den Krieg und die Nachkriegszeit mit all ihrem Mangel erlebt und daher großen Respekt vor Allem, was man (noch) irgendwie verwerten oder wiederbeleben kann. Auch ich selbst bin privat wie beruflich berüchtigt dafür, (fast) Alles und Jedes nochmal irgendwie hinzukriegen, statt es wegzuwerfen und etwas 'Neues' zu kaufen. Ich habe einen kleinen Ein-Mann-Betrieb für Dienstleistungen aller Art, Spezialität sogenannte 'hoffnungslose Fälle', an die sich kein Anderer mehr hintraut oder hintrauen will.
Inzwischen bekommen wir zusätzliche Wachsreste von einigen Bekannten, da geht dann schon immer was zur Winterzeit. Gerade bei Teelichtern bleibt ja so gut wie immer ein Wachsrest übrig (zumindest bei den gekauften) - Sie glauben nicht, welche Mengen sich da über ein Jahr ansammeln, nur die Restchen, wirklich unglaublich. Ich finde es unmöglich, das immer alles wegzuwerfen...!
Das gesammelte Wachs schmelze ich auf dem Kanonenofen, der eh' immer brennt, wenn's kalt ist - mit selbst geschlagenen, und ausschließlich per Hand gesägtem und gespaltenem Altholz natürlich ;-)! Hülsen und Dochtfüßchen werden solange wiederverwendet, bis es wirklich nicht mehr geht, und das ist bei diesem Material ziemlich lang. Einziger 'Wermutstropfen' ist halt immer wieder das 'Lotteriespiel' mit den zugekauften Dochten.
Jetzt hoffe ich natürlich auf den ganz entscheidenden Durchbruch - Dank Ihrer netten Unterstützung :-))! Kunde: So, die Dochte sind getestet: Bienenwachsdocht: Weißwachs gut bis sehr gut, farbiges Wachs (= pigmentiert) anfangs gut, dann mit zunehmender Verflüssigung Sparflämm
Das Farbgranulat, das Sie mir netterweise mitgeschickt hatten, ist übrigens ganz ausgezeichnet, wirklich toll - ich werde es in jedem Fall im Auge behalten!
Anbei noch ein Bild von unserem Weihnachtsbaum im letzten Jahr - auch mit lauter schönen echten Kerzen - die mit den wunderbaren Dochtresten!
Die Kerzen vor den drei Rauschgoldengeln sind auch eingesetzte Teelichter.
Am Ende möchte ich noch sagen, dass ich viel Spaß beim Lesen hatte und freute mich über jede Mail. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema in jedem Bereich. Ich freue mich, dass einige Kunden (so wie hier) Ihre Erfahrungen einfach so weitergeben und wir voneinander lernen können. Vielen lieben Dank! Tanja Schulz